Henke

Nachdem sich Oswald Henke von seinem langjährigen Projekt Goethes Erben im Jahr 2007 eine Pause gegönnt hat, startete er im Jahr 2009  mit Henke ein neues Projekt, das aber, obwohl es seinen Namen trägt, kein Soloprojekt ist und zunächst Titel aus den früheren Projekten Henkes live darbot. Nun steht das Debutalbum Seelenfütterung mit ersten eigenen Songs in den Startlöchern und wird am 15. April erscheinen. Mit Spannung erwarten die Fans von Oswald Henke das neue Material. Ich konnte vorab reinhören, um euch meine Eindrücke zu schildern:   Mit überraschend poppigen Klängen startet das Album mit dem Track Weil Ich Es Kann, zumindest bis Henke mit seiner markanten Stimme einsetzt. Dennoch bleibt der Song die ganze Zeit über sehr zugänglich und geht schnell ins Ohr. Es ist Nacht gibt sich dagegen mit längeren Sprechpassagen und minimaler Instrumentierung eindeutig sphärisch, ohne zu abgehoben zu wirken. Eine starke Wirkung hat Wer Mich Liebt, das fast flüsternd und mit Piano im Hintergrund beginnt, immer lauter wird und schließlich im Refrain seine ganze Energie entlädt. Auch in Uhren Essen ist das Piano recht dominant, was dem Track trotz der düsteren Lyrik eine sehr entspannte Atmosphäre verleiht. Ungewöhnlich für Oswald Henkes Musik kann man das Album auch bequem im Hintergrund hören, ohne sich voll darauf einlassen zu müssen. Das ist eine neu gewonnene Qualität. Ohne Titel geht es melancholisch weiter, der Track wirkt sehr eindringlich und schafft eine bedrückende und gleichzeitig schöne Stimmung. Der Titeltrack Seelenfütterung kommt im Vergleich fast konventionell rüber und geht ein wenig unter.   Das ist bei Findenzoo anders, das mit düster-schwermütigem Sprechgesang und erneut mit einem tollen Pianostück daherkommt. Das sehr geradlinige Ich Protestiere überrascht den Hörer dann mit eingestreuten Rockelementen und dürfte wohl am ehesten ein breiteres Publikum ansprechen. Noch mehr Rock gibt es beim folgenden Manisch Aggressiv, dass ich mir live sehr gut vorstellen kann. Die Gitarren haben nun vollends die Vorherrschaft übernommen und bringen auch Vom A Zum F krachend aus den Boxen und laden sehr zum Kopfnicken ein. An Jedem Haar fährt die Lautstärke wieder zurück, Gesang und Text sind ausdrucksstark, aber auch ein wenig abgehoben – Geschmackssache. Generell ist aber festzuhalten, dass die Texte wie von Oswald Henke gewohnt künstlerisch recht anspruchsvoll sind, meist sind aber recht schnell eigene interpretatorische Zugangspunkte zu finden. Das spiegelt auch Traumzeitlos wider, das ruhig und dem Namen gerecht träumerisch daherkommt, bevor in Herbstkinder zum Abschluss leichte Pianoklänge fast wie eine Spieluhr die düstere Lyrik begleiten.   Das waren 13 Tracks mit einer sehr guten Spielzeit von 50:47 Minuten, geprägt durch viel Abwechslung und ohne jegliches Füllmaterial. Vor allem Letzteres ist lobend hervorzuheben.